Schulkonzept & Pädagogik

Wachsen und Großwerden in einer Gemeinschaft

Unsere Kinder können in unserer Schule erwachsen werden – von der Schuleinführung bis zum Abitur. Waldorfschüler*innen lernen von der ersten Klasse bis zum selbstgewählten Schulabschluss in einer Klassengemeinschaft. Kopf, Herz und Hand werden dabei gleichermaßen angesprochen und je nach Lebensalter ermöglichen wir den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen verschiedene Zugänge zur sie umgebenden Welt. Die Welt ist gut, schön, und wahr: diese drei Perspektiven der Weltaneignung nehmen wir dabei an.
Nachdem das Lernen durch hingebungsvolle Nachahmung eingebettet in eine selbstverständlich gute Welt für die Kinder im Vorschulalter im Vordergrund stand, ist das Lernen durch direkte Begegnung und Anschauung des Schönen in der Unter- und unteren Mittelstufe zentral, bevor die letzte Zeit von der oberen Mittelstufe bis zum Ende der Oberstufe typischerweise vom intellektuell-reflektierten Erkennen und Hinterfragen von Zusammenhängen, der Suche nach der Wahrheit, geprägt ist. Sowohl in ihren Inhalten als auch den Methoden nimmt unsere Unterrichtsgestaltung auf diese unterschiedlichen Haltungen der Welt gegenüber Rücksicht.

Unsere Grundsätze

Waldorfschulen gehen in ihrer pädagogischen Ausrichtung auf Rudolf Steiner, den Begründer der Anthroposophie, zurück. Das pädagogische Konzept unserer Schule orientiert sich an der anthroposophischen Menschenkunde und Steiners Hinweisen zu altersgemäßen Lerninhalten, die in verschiedenen Werken lehrplanartig zusammengestellt wurden (Literaturhinweis: RICHTER, Tobias (2019): Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele – vom Lehrplan der Waldorfschule, Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben)

Mit den Angeboten unserer Schule wollen wir die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen als ganze Menschen erreichen und ihre leiblichen, seelischen, sozialen, kognitiven und geistigen Fähigkeiten gleichermaßen berücksichtigen.

Den Unterrichtsstoff gestalten wir so,
dass individuelle Entwicklung gefördert wird
sich Wahrnehmung differenziert
der Erkenntnisprozess durch eigenständiges Erleben und Erfahren voran schreitet.
Unser Unterricht ist gekennzeichnet vom
1. Klassenlehrerprinzip
Mindestens von der ersten bis zur sechsten Klasse vermittelt der Klassenlehrer, die Klassenlehrerin als enge Bezugsperson v.a. die Inhalte des Hauptunterrichtes.
2. Hauptunterricht in Epochen
Fächer wie Deutsch, Mathematik/Geometrie, Geografie/Wirtschaftskunde, Geschichte/ Sozialkunde, Biologie, Physik, Chemie werden in mehrwöchigen Epochen konzentriert und durchgängig unterrichtet. Diese Form der Unterrichtsgestaltung ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Lehrstoff.
3. Projektarbeiten und Praktika
Vor allem in den höheren Klassen ist das praxisorientierte Lernen fester Bestandteil der Unterrichtsgestaltung und wird je nach Arbeitsbereich in Kontakt mit außerschulischen Institutionen und an außerschulischen Lernorten durchgeführt.
Nach mehreren Wahlprojekten in den Klassen 7 und 8 fertigt jeder Schüler in der 9. Klasse eine praktische Projektabschlussarbeit an, die im Rahmen einer Portfolioprüfung präsentiert wird. Berufliche Praktika gibt es ab Klasse 7 mit einem Kindergartenpraktikum und jährlichen Berufsbegegnungen und Betriebspraktika von 1-3 Wochen. In Klasse 10 findet ein dreiwöchiges Landwirtschaftspraktikum auf einem Bauernhof statt, außerdem ein Vermessungspraktikum.
4. Fremdsprachen
An unserer Schule lernen die Kinder ab der ersten Klasse Englisch und Spanisch. Zunächst wird vor allem durch Nachahmung aus dem Hören und wiederholendem Sprechen heraus die Sprache vermittelt. Dabei schafft die frühe Schulung von Gehör und Sprache über die Muttersprache hinaus Grundlagen für ein angstfreies und offenes Erleben anderer Kulturen.
5. Handwerkliche und künstlerische Fächer sowie Eurythmie
Alle künstlerischen Übungen sind Mittel pädagogischen Wirkens auf den ganzen Menschen. Sie sind Willensübungen sollen u.a. Ausdauer, Konzentration, Selbsteinschätzung und die Fähigkeit zu beharrlichem Üben fördern. Die Entwicklung von Frustrationstoleranz sowie die Wahrnehmung von eigenen Fähigkeiten und Grenzen wird damit maßgeblich unterstützt.
In der Unterstufe wird altersentsprechend und entwicklungsbezogen mit Malen/Zeichnen, Handarbeit, kleinen handwerklichen Arbeiten und Musikunterricht begonnen.
In den höheren Klassenstufen werden die handwerklichen und künstlerischen Fächer immer vielseitiger und differenzierter. Der Gartenbau ergänzt u.a. in seiner Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt ab der Mittelstufe unsere Bildungsziele.
In den Klassen 7 und 8 widmen wir den praktischen Fächern einen ganzen "Praxisfreitag", an dem ausschließlich in Projekten praktisch gearbeitet wird: Umweltpraktikum auf Hof Mahlitzsch oder mit dem NABU im Erzgebirge, Medienkunde mit Erstellung von Podcasts und Computergrundlagen, ganztägige Handwerksprojekte, Nähmaschinenführerschein, Ersthelferausbildung, Kochen und mehr. Die Eurythmie wird durchgängig in allen Klassenstufen gelehrt, sie fördert u.a. Körperkoordination, Konzentration, Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie Kooperationsfähigkeit im Klassenverband und dient als Grundlage für eine gute kognitive Weiterentwicklung der Heranwachsenden.
6. Klassenspiele und Theaterpädagogik
In allen Klassenstufen werden Klassenspiele eingeübt und zur Aufführung gebracht. In jeder Klassenstufe kann die Lehrkraft durch die Auswahl des Themas und die Verteilung der Rollen die Fähigkeiten wie Kooperation, Empathie, Kommunikation, Konfliktbewältigung usw. im Klassenverband fördern und so Raum für besondere Entwicklungen bei den einzelnen Kindern und in der Gemeinschaft geben.
Am Ende der sechsten und der neunten Klasse sind anspruchsvolle Klassenspiele konzeptionelle Bestandteile des Abschlusses der unteren bzw. oberen Mittelstufenzeit.
7. Jahresarbeit
Immer wieder arbeiten unsere Schüler an individuelle und altersgemäßen längerfristigen Projektarbeiten im Rahmen verschiedener Unterrichte. In Klasse 9 wird durch alle Jugendlichen eine persönliche Jahresarbeit erstellt, bei dem ein eigenes, größeres Thema bearbeitet und präsentiert wird. Die Fähigkeit zur selbständigen und umfassenden Arbeit wird geübt. Fähigkeiten wie Recherchearbeit, Präsentationstechniken, tiefere Auseinandersetzung mit selbstgewähltem Thema usw. werden hierbei gefordert und entwickelt. Dies wird anhand eines Vortrages vor der Schulgemeinschaft öffentlich präsentiert.
8. individualisierter Unterricht in allen Klassenstufen
Die Lehrkräfte bemühen sich, den individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen jedes einzelnen Kindes/Jugendlichen besondere Beachtung beizumessen, ihre Anforderungen danach zu richten und diese im Unterricht so differenziert und individuell zu fördern.
9. konstante Klassengemeinschaft
Die Kinder lernen während ihrer gesamten Schulzeit in einer Klasse gemeinsam, unabhängig von ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit. Die Bewertung von Leistungen erfolgt anhand des individuellen Lernvermögens jedes einzelnen Kindes oder Jugendlichen, ist also immer individuell und persönlich. Eine Rückstellung kommt nur bei maßgeblichen Reifeunterschieden im Vergleich zu den Mitschüler*innen infrage, nicht jedoch als pädagogische Maßnahme.
10. Textzeugnisse am Schuljahresende
Durch alle unterrichtenden Lehrkräfte wird zum Ende des Schuljahres die Entwicklung anhand unserer Bildungsziele eines jeden Schülers schriftlich gut nachvollziehbar beschrieben.
11. Rhythmischer Tagesablauf
Lehrplan- und Stundenplangestaltung sowie die Themenauswahl im Unterricht und in der Nachmittagsbetreuung haben den Anspruch, einen natürlich begründeten Wechsel von Ruhe, Aufnahmebereitschaft und Bewegungsdrang zu ermöglichen. Die Zeitgestaltung des Tages unterstützt eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannungsphasen.
12. Inklusion von Schüler*innen mit Beeinträchtigungen
Wir streben an, eine Schule für alle zu sein und integrieren Kinder mit pädagogischem und sonderpädagogischem Förderbedarf sowie anderen vielseitigen lebensweltlichen Herausforderungen. Dafür steht uns fachspezifisch ausgebildetes Personal an unserer Schule zur Verfügung. Wir sind vernetzt und kooperieren mit ambulanten, therapeutischen und medizinischen Einrichtungen. Außerdem haben wir die Möglichkeit, Tages- und Stundenpläne den Kindern individuell anzupassen und eine dem/der jeweiligen Schüler*in angemessene individuelle Betreuung anzubieten.
13. Lebensraum Ganztagsschule - Schule als Lebenswelt
Sämtlicher Unterricht ist Lebenskunde. Lebens- und wirklichkeitsbezogen beziehen wir aktuelle Themen wie die Entwicklung sozialer Kompetenzen, einen salutogenetischen Ansatz in der Gesundheitserziehung, Umwelt- und Verkehrserziehung, medienpädagogische Inhalte dem Lebensalter gemäß in den Unterricht ein.
Die bewusste ganzheitliche Förderung des Menschen in den Bereichen des Lernens, der Kreativität, der Persönlichkeitsbildung und der Sozialfähigkeit ist Auftrag unserer Schule. Wir bieten allen Schüler*innen eine verlässliche pädagogische Betreuung über den gesamten Tag an.
Mit ❤️ gemacht von 
kanneatrin
chevron-down